Gesunder Darm

Der Darm als Zentrum der Immunabwehr

Unser Darm ist bis zu acht Meter lang und hat eine Oberfläche von etwa 400 Quadratmeter. Lange unterschätzt, ist heute unumstritten klar: Er kann so viel mehr als nur Nahrung aufnehmen und verwerten. Erstaunliche 80 Prozent unseres Immunsystems sind im Darm beherbergt. Da wundert es nicht, dass der Darm als größtes Immunorgan bezeichnet wird und eine Schlüsselrolle in der Immunabwehr einnimmt. Doch wie genau funktioniert die Wechselbeziehung zwischen Darm und Immunsystem eigentlich?

Die drei Schutzebenen des Darms

Vielen ist der Begriff GALT wahrscheinlich nicht allzu geläufig. GALT ist die Abkürzung für das sogenannte darmassoziierte Immunsystem und steht für gut-associated lymphoid tissue. Es bildet nach der Darmflora, dem sogenannten Mikrobiom, und der Darmschleimhaut die dritte Schutzebene des Darms. Zusammen werden alle drei Schutzebenen als sogenannte Darmbarriere bezeichnet – eine Art „Firewall“ des Körpers. 

Unerwünschte sowie krankheitserregende Stoffe werden identifiziert und abgewehrt, erwünschte Stoffe wie etwa Nährstoffe hingegen gleichzeitig aufgenommen. 

Zwischen den guten Mikroorganismen unserer Darmflora und den schlechten, also den pathogenen Keimen, zu unterscheiden, ist gar nicht so einfach. Bestimmte Lymphozyten in der Darmschleimhaut sind dazu aber in der Lage. Diese Zellen erkennen, wenn Bakterien in die Darmwand eingedrungen sind. Sie produzieren Abwehrstoffe, sogenannte Lektine, also Proteine, die die Bakterien abtöten. Über Botenstoffe alarmieren sie gleichzeitig andere Immunzellen, die zur Verstärkung anrücken und zu einer effektiveren Abwehr fähig sind. Darüber hinaus verhindern sie auch, dass normalerweise harmlose Darmkeime chronische Entzündungsreaktionen auslösen. 

Die drei Schutzebenen – Darmflora, Darmschleimhaut und darmassoziiertes Immunsystem – arbeiten in engem Austausch miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Ist eine der drei Ebenen gestört, kann sich dies negativ auf die gesamte Darmbarriere auswirken – und als Folge zu Entzündungen und unkontrollierten Immunreaktionen führen, die wiederum Auswirkungen auf unseren gesamten Organismus haben. Das Zusammenspiel der drei Schutzebenen bildet also die Basis für ein funktionierendes Immunsystem.

Der Darm: physikalische Barriere gegen Krankheitserreger

Spricht man vom Darm, geht es automatisch auch immer um die sogenannten guten Bakterien, die für eine positive Darmgesundheit unverzichtbar sind. Sie siedeln sich im Inneren des Darms sowie an der Darmschleimhaut an und bilden ein Schutzschild gegen krankmachende Bakterien und Pilze. Und das ist noch längst nicht alles: Es gibt sogar jene guten Darmbakterien wie beispielsweise die Lactobacillen oder Bifidobakterien, die spezielle antimikrobielle Stoffe produzieren und so krankmachenden Bakterien erst gar keine Chance geben. So oder so gilt: Ein ausgewogenes Verhältnis aller Darmbakterien trägt letztlich zur Aufrechterhaltung eines gesunden Mikrobioms bei – und ist entscheidend für eine gute Darmgesundheit sowie Immunfunktion.